Posted in: Fahrräder

Bikevorstellung | Wilier Filante SLR ID2

30/10/2025 Bernd Kramer
Studiobild von einem weißen Aero Rennrad der Marke Wilier Triestina

Aerodynamik trifft italienische Eleganz

Lange war der Nachfolger des Filante SLR von Wilier Triestina eines der bestgehüteten Geheimnisse der italienischen Traditionsschmiede. Doch Ende Oktober wurde endlich Licht ins Dunkel gebracht, und die neueste Generation des beliebten Italo-Renners vorgestellt: das Wilier Filante SLR ID2.

Mit dem Filante SLR ID2 liefert Wilier eine konsequente Weiterentwicklung seines Aero-Topmodells im Rennradsegment, die in enger Zusammenarbeit mit dem WorldTour-Team Groupama-FDJ entstanden ist – mit dem Ziel spürbare Verbesserungen in Aerodynamik, Integration, Ausstattung und Vielseitigkeit zu realisieren. 

Das Ergebnis: ein Aero-Rennrad, das den Spagat zwischen maximaler Effizienz und alltagstauglicher Vielseitigkeit meistert – und gegenüber dem Vorgänger nur so vor Innovationen sprüht.

Optimierte Aerodynamik – weniger Luftwiderstand, mehr Effizienz

Der größte Entwicklungssprung zeigt sich bei der Aerodynamik. Laut Wilier konnte der Luftwiderstand des neuen Filante SLR ID2 im Vergleich zum Vorgänger um 13,6 % reduziert werden – gemessen am Rad allein. Mit Fahrer auf dem Rad liegt der Vorteil immer noch bei beeindruckenden 4,5 %. Das klingt nach wenig, bedeutet aber in der Praxis eine Wattleistungseinsparung von etwa 14 Watt bei 40 km/h – ein klar messbarer Unterschied, vor allem auf langen oder schnellen Strecken.

Erreicht wurde diese Verbesserung durch eine Vielzahl kleiner, präziser Anpassungen: optimierte Rohrprofile im NACA-Design, eine überarbeitete Gabel mit flacherer Innenfläche und eine feine „Fin“-Struktur an der linken Gabelseite, die den Luftstrom rund um die Scheibenbremse glättet. Auch der Hinterbau wurde neu gestaltet – die Kettenstreben sind leicht nach innen geneigt, was den Luftstrom hinter dem Tretlager verbessert und die Strömung insgesamt harmonischer macht.

Neue Integration – saubere Formen, smartere Details

Auch in puncto Integration geht Wilier mit dem Filante SLR ID2 einen entscheidenden Schritt weiter. Das neu entwickelte F-Bar ID2-Cockpit vereint Aerodynamik und Ergonomie: Ein sogenanntes Optimized Ergonomic Flare (O.E.F.) sorgt für einen leichten Flare-Winkel zwischen Ober- und Unterlenker, was eine stabilere Griffposition und bessere Kontrolle in Abfahrten ermöglicht – ohne Einbußen in der Aero-Position.

Alle Kabel, Klemmen und Befestigungselemente sind vollständig im Cockpit und Rahmen integriert, wodurch das Rad nicht nur optisch cleaner wirkt, sondern auch weniger Verwirbelungen erzeugt. Zudem wurde die Di2-Batterie jetzt im Tretlagerbereich platziert – das verbessert die Gewichtsverteilung und erleichtert Wartung oder Austausch.

Ein echtes Highlight ist das neue „Aerokit“-System, das Wilier gemeinsam mit Elite entwickelt hat. Es integriert spezielle Trinkflaschen und Halter so in das Unterrohr, dass sie Teil der Aerodynamik werden – quasi als Mini-Spoiler. Das senkt den Luftwiderstand im Flaschenbereich deutlich und verleiht dem Rad einen futuristischen Look.

Rahmenstruktur und Materialien – leichter, steifer, präziser

Beim Carbon-Layup nutzt Wilier nun eine Kombination aus Toray T800, T1100 und M46JB-Fasern, um ein optimales Verhältnis aus Gewicht, Steifigkeit und Komfort zu erzielen. Der unlackierte Rahmen wiegt in Größe M nur rund 860 Gramm, also deutlich weniger als beim Vorgänger.
Auch die Tretlagersteifigkeit wurde erhöht – um etwa 7 %, was sich in direkter Kraftübertragung beim Sprint und Klettern bemerkbar macht.

Zusammen mit der neuen Gabel ergibt sich ein präziseres Lenkverhalten, das trotz der aggressiven Aerodynamik viel Stabilität vermittelt. Gleichzeitig erlaubt die überarbeitete Geometrie nun Reifenbreiten bis zu 34 mm – ein Novum für ein so konsequent aerodynamisch ausgelegtes Rad.

Mehr Vielseitigkeit

Einer der bemerkenswertesten Fortschritte des Filante SLR ID2 ist seine gestiegene Vielseitigkeit. Neben der größeren Reifenfreiheit unterstützt der Rahmen jetzt auch den modernen UDH-Standard (Universal Derailleur Hanger) – ein Plus für Servicefreundlichkeit und Kompatibilität. Zudem lässt sich das Rad problemlos mit 1x-Antrieben fahren, was für Triathleten, Zeitfahrer oder Minimalisten interessant ist.

Auch das Thema Ergonomie wurde überarbeitet: Dank sechs Rahmengrößen, fünf Vorbauvarianten, zwei Sattelstützen-Offsets und unterschiedlichen Spacer-Kombinationen bietet Wilier laut eigener Angabe über 400 individuelle Fitting-Optionen. Damit lässt sich für nahezu jeden Fahrer eine optimale Sitzposition realisieren.

Design und Details – italienische Eleganz trifft Ingenieurskunst

Typisch Wilier: Auch das Auge fährt mit. Das neue Filante SLR ID2 präsentiert sich mit fließenden Formen, klaren Linien und edlen Farboptionen wie Pure White, Aurora Blue oder Solar Bronze. Die Integration wirkt dabei so nahtlos, dass kaum ein Übergang sichtbar bleibt – vom Vorbau über das Steuerrohr bis zur Sitzklemmung. Selbst kleinste Details wie die Sattelstützen-Abdeckung oder der Übergang zwischen Rahmen und Flaschenhalter folgen der aerodynamischen Logik.

Fazit – Evolution statt Revolution

Das Wilier Filante SLR ID2 ist keine radikale Neuentwicklung, sondern eine durchdachte Weiterentwicklung. Wilier hat nicht alles neu erfunden, aber jedes Detail verbessert – und das Ergebnis ist spürbar: Mehr Aerodynamik, bessere Integration, breitere Einsatzmöglichkeiten und eine noch klarere Designsprache machen das ID2 zu einem der spannendsten Aero-Rennräder in 2025.

Für ambitionierte Rennfahrer und Technikliebhaber ist es ein echtes Statement-Bike. Wer hingegen vor allem auf Komfort und Preis-Leistung achtet, wird den Unterschied zum Vorgänger vielleicht weniger drastisch erleben. Doch wer auf Performance, Style und Effizienz setzt, bekommt mit dem Filante SLR ID2 ein Stück feinster italienischer Ingenieurskunst – und ein Rad, das auf der Straße so schnell aussieht, wie es tatsächlich ist.