Zwei unserer Bikerfreunde waren dieses Jahr dabei – Angelika Aigner und Sascha Ludwig berichten.

Cape Epic Stage Race 2024

Cape Epic – Eine Teilnahme kam für uns nie in Frage

Das Rennen "Absa Cape Epic" in Südafrika wird auch gerne als "Tour de France der Mountainbiker" oder "the Race that measures all" beschrieben. Immer wieder träumten wir davon, an diesem Rennen teilzunehmen – vor allem bei den vielen Unterhaltungen während des öden Trainings auf dem Ergometer im Keller war es Thema. Und dennoch - eine Teilnahme kam für uns nie in ernsthaft in Frage, das Rennen ist zu extrem in jeder Hinsicht: Zu lange Etappen, zu viele Anstiege und vor allem zu extreme Wetterbedingungen – entweder richtig heiß und staubig oder nass und matschig.

Trotz (oder wegen) aller Rennerfahrung für Rapiro Biketime, haben wir uns an dieses Rennen nie herangewagt. Im Juli 2023 beim Surfen auf dem Sofa lösten wir ein Ticket für die Startplatzlotterie mit der festen Überzeugung es nicht zu gewinnen, denn Sascha hat noch nie etwas gewonnen! Das änderte sich schlagartig, als im August die Mail mit der Bitte kam, sich binnen 14 Tagen zu entscheiden und die Startgebühren zu überweisen.

Die schnell aufgestellte Entscheidungsmatrix gab eine klare Empfehlung: Es gibt keinen rationalen Grund, an diesem Rennen teilzunehmen! Aber es gibt noch eine emotionale Komponente bei unserem Hobby und so begannen wir im August 2023 mit der Feinplanung eines ausgedehnten Südafrika-Aufenthalts und mit dem Training für unsere Teilnahme.

Auf geht's in die Vorbereitung

Für uns war sehr schnell klar, dass wir diese Herausforderung nur meistern würden, wenn wir eine ausreichend lange Zeit für Training und Akklimatisierung am besten vor Ort realisieren könnten. Also war eine berufliche Auszeit Teil des Plans und wir konnten sechs Wochen vor dem Rennen bereits nach Afrika reisen. Die Idee war, erst an der Garden Route bei etwas milderen Temperaturen zu trainieren, dort ein erstes "Testrennen" (4 Tage PE2Plett) zu bestreiten, um danach ans Westkap zu reisen und sich dort an die extremeren Temperaturen zu gewöhnen.

Rückblickend betrachtet war das eine brillante Idee: In Meernähe lagen die Temperaturen ca. 10 Grad unter denen am Westkap. Das viertägige Vorbereitungsrennen zeigte deutlich, wo wir bei Materialwahl, Ausrüstung und Fahrstil noch nachbessern mussten (Sascha hatte massiv mit Durchschlägen und Plattfüßen zu kämpfen) und vor allem konnten wir Kontakte in die lokale Rennszene knüpfen, die insbesondere bei der finalen Vorbereitung in Stellenbosch extrem hilfreich waren.

Diese begann 2,5 Wochen vor dem Epic mit dem Umzug nach Stellenbosch. Gerald de Kock, der Moderator von PE2Plett – wohnhaft in Stellenbosch und auch Moderator des Epic – machte uns mit einigen weiteren Locals bekannt und schon hatten wir jeden Tag einen Guide, der uns die lokalen Trails zeigte und jede Menge gute Tipps und Hinweise, denn: Das Epic waren sie alle schon gefahren, manche auch mehrfach. Das hat einfach viel Spaß gemacht. Die Zeit flog dahin und schon waren wir beim Prolog des Epic zusammen mit 723 anderen Teams (65 Mixed Teams), also über 1.400 Fahrern.

Der Auftakt zu epischen Momenten

Der kurze erste Tag diente dazu, das riesige Feld zu sortieren und die Startzeiten einzuordnen. Dazu wurde ein Kurs gewählt, der alles beinhaltete: steile Anstiege auf Trails und vor allem eine technische Abfahrt. Hier wurde sehr schnell klar, dass nicht alle fahrtechnisch das notwendige Niveau mitbrachten: Im Stau zu stehen wurde ein dauerhafter Begleiter auf nahezu allen Etappen.

Aber egal, denn auch andere Facetten des Abenteuers entwickelten sich anders als erhofft: Während die langfristige Wettervorschau noch perfekte Rennbedingungen prognostizierte, änderte sich das schlagartig in den letzten Tagen vor dem Start des Rennens und so begann der Prolog um 8:25 Uhr morgens für uns bei molligen 28 Grad. In den folgenden Tagen stiegen die Höchsttemperaturen auf bis zu 42 Grad (Angelikas größte Befürchtung wurde Realität).

Von den Locals hatten wir gelernt, dass die ersten Tage im Rennen die härtesten sind und auch dazu dienen, das Feld auszudünnen. Dieses Ziel wurde auch in diesem Jahr erreicht: Unbestätigte Analysen zeigten in einigen Altersklassen Abbrecherquoten von bis zu 40 %. Auch wenn diese Zahl etwas zu hoch erscheint: Fakt ist, dass von den 724 gestarteten Teams nur 488 das Rennen in der Wertung beendet haben – also haben 33 % das Ziel nicht erreicht!

Jetzt heißt es: Durchhalten, Hacks anwenden und Glück haben

Dementsprechend versuchten wir, das Rennen langsam anzugehen und die Kräfte so einzuteilen, dass auch in der zweiten Wochenhälfte noch Körner übrig sind. Das gelang uns leidlich gut. Uns half dabei auch, dass wir vom gefürchteten "Tummy Bug" – also einer Magen-Darm-Infektion, verschont blieben. Hygiene ist das eine, Glück gehört auch dazu.

Die zweite Wochenhälfte begann mit der Königsetappe: 88 km und 3.000 hm sollten es sein. Da die Temperaturen aber auch königlich werden sollten (über 40 Grad), entschied die Rennleitung, die Etappe zu verkürzen auf 73 km und 2.550 hm. Immer noch genug, aber ein Highlight mit einer Trailabfahrt über 800 hm am Stück!

In Summe bleibt festzuhalten, dass wir mit den Temperaturen weniger Probleme hatten als befürchtet. Die "Hacks" der erfahrenen Epic-Veteranen halfen dabei sicher, wie z. B. eine lange Socke mit Eis zu füllen und während des Rennens im Nacken unter dem Trikot zu tragen!

Erst an den letzten beiden Tagen zeigte der Wettergott Erbarmen und die Temperaturen fielen – von 40 auf 15 Grad! Von einem Extrem ins nächste! Da war das Ziel aber schon in Sichtweite und wir kämpften uns durch die letzten Tage in Stellenbosch auf traumhaften Trails, leider immer wieder mal mit Stau – bergauf und bergab.

Die Zielankunft war dennoch ein Gänsehauterlebnis, dass wir so schnell nicht vergessen werden. Wann immer wir uns Videos oder Bilder des Events anschauen, stellen sich die Haare auf den Armen auf und die Augen werden feucht!

War es den Aufwand wert? Unser Fazit

Das Fazit über unseren gesamten Aufenthalt in Südafrika ist durchweg positiv. Es hätte für uns nicht besser laufen können und die Bekanntschaften und Erfahrungen, die wir machen durften, waren alle sehr, sehr positiv.

Was den eigentlichen Anlass des Ganzen betrifft, bleibt festzuhalten: Das legendäre Cape Epic ist ein riesiges Event mit einer extrem hohen Teilnehmerzahl und einer hervorragenden Organisation. Sportlich gesehen sicher auch eine der größten Herausforderungen, die wir bisher auf dem Mountainbike gemacht haben und den Aufwand in jedem Fall wert.

Ein Wermutstropfen bleibt aber: Die Größe der Veranstaltung führt (neben den Staus auf der Strecke) dazu, dass man sich als einzelner Teilnehmer und Nicht-Profi nicht wirklich wertgeschätzt fühlt. Zu sehr ist die Veranstaltung kommerzialisiert und auf einen effizienten Ablauf optimiert. Der Einzelne und das persönliche Miteinander bleiben dabei etwas auf der Strecke.

"Nach dem Rennen ist vor dem Rennen" und natürlich wurden wir schon gefragt, ob wir nächstes Jahr wieder fahren – die Antwort war einfach: Nein! Es kann für uns nicht besser laufen. Das zeigt auch das Ergebnis: Rang 22 in einem Mixed-Feld von 64 Teams ist mehr als wir uns erhoffen konnten, plus: Wir sind gesund geblieben und nicht gestürzt! Das ist inklusive der tollen Vorbereitung nicht zu toppen und wir könnten nicht zufriedener sein. Lieber mal schauen, was die Bucket List noch an Events bereit hält - stay tuned!

Noch mehr epische Momente?

Schau dir jetzt das Video an und sammle Motivation. Vielleicht bist du auch nächstes Jahr dabei?